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Vogtländische und oberfränkische Naturschützer wandern gemeinsam am „Grünen Band“

André Korndörfer Mitte. leidenschaftlicher Ornithologe vom NABU Vogtland, hatte viele Geschichten im Gepäck. – Foto: Berthold Löckelt
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André Korndörfer Mitte. leidenschaftlicher Ornithologe vom NABU Vogtland, hatte viele Geschichten im Gepäck. – Foto: Berthold Löckelt

Unsere Wanderung am 20. Juli 2024 entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze führte erstmals Interessierte aus dem Vogtland und aus Bayern zusammen. Der Auslöser für eine länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen unserem Regionalverband Vogtland und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) war die Meldung einer besorgten Naturschützerin aus Oberfranken im Sommer 2023 über einen horstsuchenden Weißstorch.

Unser Vorsitzender Berthold Löckelt verwies die Anruferin zuständigkeitshalber an den Vorstand der OG Hof des LBV. Schon am nächsten Tag rief die zweite Vorsitzende, Ulrike Vollmond, an und bedankte sich für die Vermittlung. So kamen wir ins Gespräch und tauschten uns per Telefon und auch persönlich aus. In unser Jahresplanung für 2024 nahmen wir ein Treffen zum Kennenlernen für die Naturschützer des Vogtlandes und des LBV-OG auf.

Das Örtchen Wiedersberg war Start und Ziel unserer gemeinsamen Wanderung am „Grünen Band“. Am 20. Juli 2024 um 8.30 Uhr trafen sich 20 Interessierte aus dem Vogtland und Oberfranken und sogar zwei Naturinteressierte aus Schweden, die gerade in der Ferienwohnung von Ulrike Vollmond zu Gast waren. Schon in Wiedersberg begann das Fachsimpeln. Hier wurde über die Vor- und Nachteile der verschiedenen mitgebrachten Ferngläser gesprochen. Das älteste Glas war schon über 40 Jahre alt und eine DDR-Produktion. Unter fachlicher Führung von André Korndörfer ging es dann entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. André ist Vorstandsmitglied beim NABU Vogtland, Kreisnaturschutzbeauftragter, Naturschützer und Ornithologe mit Haut und Haaren und ein wandelndes Lexikon. So erfuhren wir viel über die Geschichte der Grenze und die regionale Historie noch bestehender sowie staatlich „entfernter“ Ortschaften. Im Bereich des Grünen Bandes in Sachsen gab es 19 Wüstungen. Eine davon ist die Wüstung Troschenreuth. Der Ort wurde 1378 erstmalig erwähnt. Es gab ein Rittergut, einen Gasthof, Landwirtschaft, Handwerk und eine Mühle. 1952 („Aktion Ungeziefer“) und 1961 („Aktion Frische Luft“) erfolgte die Zwangsaussiedlung, 1972/73 der komplette Abriss aller Gebäude. Nur noch einzelne Baumgruppen lassen die einstigen Standorte erahnen. Ortskundige berichteten, dass man gerade im Frühjahr, wenn Schneeglöckchen und Blaustern blühen, immer noch die einzelnen Grundstücke erkennen kann.

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Wanderung "Grünes Band". – Foto: Ulrike Vollmond
Wanderung "Grünes Band". – Foto: Ulrike Vollmond
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Wandern, verweilen, fachsimpeln und vor allem die Schönheit der Landschaft genießen. – Foto: Berthold Löckelt
Wandern, verweilen, fachsimpeln und vor allem die Schönheit der Landschaft genießen. – Foto: Berthold Löckelt
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Wanderung am Grünen Band. Im Laufe der Wanderung bildeten sich kleine Gruppen, in der Mitte André Korndörfer. – Foto: Ulrike Vollmond
Wanderung am Grünen Band. Im Laufe der Wanderung bildeten sich kleine Gruppen, in der Mitte André Korndörfer. – Foto: Ulrike Vollmond
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Spurensuche an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. – Foto: Berthold Löckelt
Spurensuche an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. – Foto: Berthold Löckelt

Einblicke in und Erklärungen zu Flora und Fauna gab es natürlich auch. Auf der Wanderung haben wir 33 Vogelarten, unter ihnen Buntspecht, Neuntöter, Eisvogel und Zaunkönig, gehört bzw. gesehen. Auf einem kleinen Stau schwamm eine Reiherente mit ihren drei Jungen. Das war eine große Freude für die teilnehmenden Ornithologen, denn der Bestand an Wasservögeln und deren erfolgreiche Brut geht im Vogtland eindeutig zurück. Zehn verschiedene Schmetterlingsarten und die gebänderte Prachtlibelle wurden gesehen und fotografiert.

Aber auch die eine oder andere Anekdote über die Zeit des Bestehens der Grenze wurde erzählt. So berichtete Edgar Schönweiß über seine Festnahme durch Grenzer der DDR, weil er mit einem Fernglas in Grenznähe Vögel beobachtete.

Dem NABU Vogtland gehören etwa 36,5 Hektar entlang des Grünen Bandes. Wir sind bemüht, weitere Flächen zu kaufen. Schade, dass Hellmut Naderer, ehemaliger Vorsitzender des NABU-Regionalvereins, verhindert war. Er hätte uns ausführlich darüber berichten können, wie dieses Gebiet auch durch seinen Einsatz vom öden Grenzstreifen zu einem Nationalen Naturmonument wurde. Etwas abseits graste eine Herde Schafe. Diese sind auf den Flächen am Grünen Band als Landschaftspfleger in Einsatz. Einstimmiges Fazit: Neben den vielen Beobachtungen und interessanten Gesprächen haben wir einiges über die Geschichte des Grünen Bandes erfahren und neue Kontakte geknüpft. Es war eine gelungene Veranstaltung, die so oder in einer anderen Art unbedingt wiederholt werden sollte.


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